Forum Übersicht - Sonstiges » Messe-Tip Horsica in Bad Salzuflen

Vergangenes Wochenende war ich erstmals bei der Horsica und fand es da so richtig nett und gemütlich. Die Messe findet im zweijährigen Turnus (jeweils umschichtig mit der Nordpferd in NMS) statt und wird auch vom selben Veranstalter gemanaged.
Vor zwei Jahren wurden 18t Besucher gezählt (klar dass da immer auch Aussteller und deren Gefolge mit inkludiert sind) aber das fand ich schon recht beachtlich. Nimmt man Hund, Jagd und Angeln von der P&J raus dürfte da auch nicht mehr so wahnsinnig viel mehr übrigbleiben an Besuchern und Sortiment...
Positiv fand ich vor allem die nette Atmosphäre und den echten Messecharakter mit Ausstellern und Waren die man sonst nicht überall sieht. Hardcore-Sportlern wird die Veranstaltung sicherlich zu 'alternativ-lastig' sein aber es waren keine der üblichen Guru-Verdächtigen da und nicht mal das unselige Mustang-Makeover sondern eher lokale Szene-People gespickt mit dem einen oder anderen 'Medienstar' die heute überall mit dabei sind. Da fangen immer die Kinderaugen an zu leuchten und unsereins hat die Namen noch nie gehört. Anita irgendwas, Annica Hansen (sp?) und solche Leute.
Bei uns am Stand war festzustellen, dass Gesundheitsthemen und Ausbildungsthemen immer interessanter zu werden scheinen. Auch die "Theorie- und Praxisseminare" befassten sich überwiegend damit. Zucht war überhaupt kein Thema und Sport im herkömmlichen Sinne auch nur am Rande. Stattdessen gab es haufenweise Angebote aus der Abteilung 'andere Wege gehen' neben den klassischen Ständen für Zubehör vom Kutschwagen bis zum Transporter und jede Menge Vereine von denen ich zum Teil noch nie gehört hatte z.B. war die IG Blinde Pferde e.V. direkt gegenüber von unserem Stand untergebracht und über "Ponypower 18+" weiß ich auch nur deshalb gut Bescheid weil eine der Initiatorinnen Kundin bei uns ist und wir recht gut befreundet sind.
Gemessen an dem was bei diesen regionalen Pferdemessen (dazu zähle ich trotz überregionaler Bedeutung auch die P&J in Hannover und die Hansepferd in Hamburg) im Sortiment ist und nachgefragt wird kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass die Deutsche Sportpferdezucht mehr und mehr in eine Exoten-Nische gerät bzw. am boomenden Freizeitsektor völlig vorbeizüchtet weil sie dort gar nicht mehr in dem Umfang wahrgenommen wird wie das früher der Fall gewesen ist wo es kaum denkbar erschien, dass solche Veranstaltungen gänzlich ohne Beteiligung der herkömmlichen Verbände stattfinden. Schaut man sich die Entwicklung der Präsenz unserer WB-Zuchtverbände im Verlauf der letzten 10 Jahre an so ist es schon alarmierend dass z.B. der Hannoveraner-Verband nur mehr als Kleinst-Untermieter am gemeinsamen Pferdeland-Niedersachsen Stand in Halle 24 der P&J vertreten ist und der Stand des Ponyverbands Hannover von der ehemals festen Größe in der 'Zuchthalle' nahe des Aktionsrings zu einer nunmehr kümmerlichen Randnotiz in einer der zahllosen "Halfter- und Schabrackenstand"-Reihen verkommen ist.

Eine Entwicklung die mich gleichermaßen nachdenklich wie auch positiv stimmt darüber, dass ich betrieblich vor einigen Jahren einen deutlichen Schwenk in Richtung anspruchsvoller Freizeitsportler und Liebhaber eingeleitet habe. Die Reiterin der Zukunft wird immer mehr beruflich eingebunden sein, da verlangt es nach belastbaren Pferden mit geringen Ansprüchen an Ausbildung und Haltung die dennoch bezahlbar sind. Unsere Zucht auf Spitzensport halte ich - leider auch angesichts des abnehmenden Ansehens von Spitzensport jeglicher Couleur - für ein absolutes Auslaufmodell und werde in diese Sparte auch in absehbarer Zukunft nur noch erhaltend investieren d.h. meinen Stamm auf kleiner Flamme weiterpflegen wie ich es für richtig und nachhaltig ansehe aber nicht mehr wie früher jedes internationale Turnier und jede Eliteauktion verfolgen oder gar vor Ort sein.
Je mehr ich mich in dieser Art der 'modernen Pferdezucht' einfinde desto wohltuender empfinde ich es ehrlich gesagt weil man dabei viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat in dem Sinne, dass man seinen eigenen Weg verfolgen kann und nicht (mehr?) auf Turniersport als Vermarktungsinstrument angewiesen ist. Der Pferdesport wird denke ich diesen doch schon drastischen Wandel weiter durchlaufen und da gilt es meiner Einschätzung nach sich mit zu entwickeln und auch selbst mitzugestalten wenn man nicht irgendwann als Relikt in einer Vitrine in Münster oder Verden dastehen und Staub ansetzen will.

Ja, die youtuber sind echt fremde Welt. Meine Nichte hat sich neulich auch mit Freundin darüber unterhalten, dass ja Annica aus ihrem Stall wegen der Filmerei rausgemobbt wurde. Echt dramatisch!!!!
Unsere "Jungen" haben mit Turnieren nix im Sinn. Die Spitzenreiter, die in USA, México oder sonst wo um Große Preise reiten, bieten da auch wenig Identifikationspotenzial. Die sind einfach zu weit weg.
Das interessiert mich ehrlich gesagt auch immer weniger.
Wobei mich die Dramen um Wölbchen&Cos Ausrüstung natürlich auch kalt lassen;-).

Ja, die Annica. Ich wusste ja bis Leipzig gar nicht wer das ist. Dann stieß ich auf diese 200 Kinder lange Warteschlange für ihre Autogrammstunde auf der Partner Pferd. Das läuft alles sowas von an mir vorbei... Ich hoffe auch, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt.

in meinem alten Stall waren auch welche, die Instagram-Influencer sind... sind inzwischen auch auf Messen vertreten. Sagen wir es mal so: wenn der Umgang mit dem Pferd nur halb so viel Feenstaub wie die Fotos enthalten hätten, wäre das für die Pferde schön gewesen. Die wurden z.T. 3 Stunden in der Stallgasse angebunden, da gerade mit dem anderen Pferd geshootet wurde. Standen dann bei 30 Grad ohne Wasser in ihrer eigenen Pisse. Habe die regelmäßig wieder in die Box getan und danach unschuldig gefragt, dass das doch sicher keine Absicht war, das Pferd bei diesen Temperaturen so warten zu lassen... daher: all diese Annicas lösen in mir nur den Drang zur Flucht aus.

Zitat von Kareen im Beitrag #1

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Je mehr ich mich in dieser Art der 'modernen Pferdezucht' einfinde desto wohltuender empfinde ich es ehrlich gesagt weil man dabei viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat in dem Sinne, dass man seinen eigenen Weg verfolgen kann und nicht (mehr?) auf Turniersport als Vermarktungsinstrument angewiesen ist. Der Pferdesport wird denke ich diesen doch schon drastischen Wandel weiter durchlaufen und da gilt es meiner Einschätzung nach sich mit zu entwickeln und auch selbst mitzugestalten wenn man nicht irgendwann als Relikt in einer Vitrine in Münster oder Verden dastehen und Staub ansetzen will.

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