Forum Übersicht - Schleswig-Holstein » Das Schwarzwälder-Projekt

Darüber bin ich eben gestolpert:
https://www.holsteiner-verband.de/news-hengsthaltung/das-schwarzwaelder-projekt-wird-fortgesetzt

Anlongieren, Anreiten, Freispringen, AKU klinisch und röntgenologisch in 11 Tagen für 3- und 4-jährige Pferde beim Holsteiner Verband in Elmshorn. Benannt nach Raphael Schwarzwälder, der die Ausbildung übernimmt.

Ein strammes Programm für die jungen Pferde. Und mir stellt sich die Frage, was unter Anreiten verstanden wird. Toleriert den Reiter oben drauf.... damit allein ist nicht viel erreicht und den Züchtern nicht wirklich geholfen.

Ich jedenfalls möchte das keinem meiner Jungpferde zumuten.

Ein Schritt in die richtige Richtung und ausbaufähig

10 Tage 900 €
das wären dann 2700 € für 1 Monat.
Dafür gibt es bei uns 4 Monate.
Man kann sich dabei Zeit lassen und die Pferde erhalten eine solide Ausbildung, gehen in's Gelände und jeder der es mal richtig gelernt hat kann sie nachreiten.
Für mich ist das kein empfehlenswerter Weg.
Damit ist der Schnellbleiche Tür und Tor geöffnet.

Mir stellt sich die Frage, wie das gehen soll innerhalb der kurzen Zeit?! Das ist doch unrealistisch und nicht nachhaltig. Die jungen Pferde brauchen doch Zeit, um das Gelernte auch sacken zu lassen und abzuspeichern. Und der ein oder andere braucht halt einfach länger.

Bei uns im Reitverein findet im Winter von Anfang Dezember bis Ende Februar Remontenreiten statt. Züchter aus der Umgebung, grade auch die älteren, bringen ihre Dreijährigen. Eine Pferdewirtschaftsmeisterin aus dem Verein leitet das Training, immer zwei Mädels/Reiter aus dem Verein betreuen zusammen ein Pferd. Also jeder hat eins, aber geputzt, longiert, Sattel auflegen, rüberlegen etc. ist immer zu zweit. Die Züchter helfen. Das Training ist zweimal die Woche, am Wochenende ist Freispringen. Im Casino sitzen die Leute und gucken zu, erzählen Geschichten, schnacken über die Zucht. Ehrlich gesagt ist das für mich immer ein Stück heile Welt, auch wenn irgendwie immer einer übel abgebockt wird.

Nach drei Monaten können die Pferde in allen drei Gangarten aussenrum und Zirkel in der Abteilung gehen. Aber die Zeit brauchen wir da auch. Keine Ahnung wie das in 11 Tagen gehen soll.

So ein Remontentrainig kann ich nur empfehlen. Es sind schon einige Pferde direkt verkauft worden, weil die Mädels "ihr" Pferd nicht wieder rausrücken wollten. Zudem lernen sie auch echt schnell den vernünftigen Umgang von den Alten, weil es sonst echt wehtun kann.

@ Marisa: nach 11 Tagen holen die Züchter ihre Pferde wieder ab. Im kommenden Jahr werden 2 Termine angeboten, jeweils über 11 Tage.

https://www.holsteiner-verband.de/news-hengsthaltung/das-schwarzwaelder-projekt-wird-fortgesetzt

Unten ist auch ein Link zu einem Video. Das zeigt das Anreiten eines frisch gekörten Hengstes. Hier den Link dazu:
https://www.holsteiner-verband.de/schwarzwaelder-projekt

Für mich sieht es so aus, als ob sie das Bocken raus geschnitten hätten. Zudem hat ein gekörter Hengst bereits einige Ausbildungsschritte hinter sich. Er kennt das Longieren mit Gurt, ist in der Regel gut an der Hand, hat Kraft und Balance. Hengste mit gutem Interieur lassen sich in der Regel recht einfach anreiten.


@ Grosso:
Eine tolls Angebot, das Züchter und Reiter zusammen bringt und von dem beide Seiten profitieren! Werden die Jungpferde vor Ort aufgestallt, oder von den Züchtern zum Training gebracht? Wobei wir beim Anreiten am liebsten Ruhe auf dem Hof haben um es den Pferden nicht unnötig schwer zu machen.

@ Carlotta:
Teils, teils. Die Anlage gehört einem Züchter, der auch ein paar Einsteller hat. Es findet aber kein sonstiger Reitvereinsbetrieb dort statt. Einige Pferde werden eingestallt, einige jedes Mal gebracht (meist die aus den umliegenden Dörfern). Ich stimme Dir zu, dass Ruhe am besten ist für so was, aber bei uns wissen dann auch alle wie man mit jungen Pferden umzugehen hat und benehmen sich entsprechen. Es sind ja auch immer genug Leute da zum Helfen, wenn mal irgendwas nicht klappt, z.B. Verladen. Das hat sich über die Jahre ganz gut eingefuchst. Und die, die es noch nicht wissen, lernen es dabei.

Man braucht jemanden, der alles organisiert und die Zügel in der Hand hat für so ein "Projekt". Jeder macht ein paar Abstriche, jeder hat viel gewonnen und unterm Strich ist es eine tolle Sache, die Spaß macht.

Das Video ist doch gefaked. Ein Reiter der so gut auf dem Pferd sitzt kommt doch hoffentlich nicht auf die Idee, den ersten Ritt so zu bestreiten, während noch zwei Leute in der Halle "dumm rumstehen". Halte ich für absolut fahrlässig, sowohl dem Pferd gegenüber, als auch möglichen "ahnungslosen" Nachahmern, die sich wundern warum sie im Krankenhaus landen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass es das erste Mal ist. Der Hengst kennt doch das Bein und lässt sich ganz gut lenken...

Also ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Reiter zum ersten Mal auf dem Pferd sitzt.
Ich habe einen 3 jährigen unterm Sattel, auf dem ich diese Woche zum 10. mal gesessen habe (seit 3 Wochen unterm Sattel) Ich konnte die letzten beiden Male alleine, ohne das jmd festhält oder in der Halle ist, vom Hocker aufsteigen, was ich schon eine große Leistung finde. Wir können auch auf beiden Händen eigenständig traben und gallopieren aber ich bekomme den nicht so außen an der Bande rumgelenkt geschweige denn das er sich so gleichmäßig bewegt und die Kondition hat.
Wobei ich den auch nur 5 min vorm reiten longiere und nicht 5 mal die Woche. Ansonsten heißt es für den kleinen großen Mann (aktuell gemessen 1,74) Weide Weide und nochmal Weide

Es gibt durchaus Leute, die das lieber allein machen und wo es auch wirklich entspannt funktioniert. Ich wollte es auch nicht glauben, bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Und ich habe mit Sicherheit 10 Mal gefragt, ob ich das Pferd nicht doch vielleicht halten soll oder irgendwie helfen kann. Besagter Reiter kommt aus dem Westernlager, fischt sich die jungen Pferde aus der Box oder auch Laufbox und beschäftigt sich ganz in Ruhe mit Satteln und Aufsteigen. Und bislang hat er immer am ersten Tag oben gesessen. Und faszinierenderweise waren a) alle Pferde brav und b) nicht gestresst. Ich war jedes Mal baff.